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Aus der Ortsgeschichte von Schmitshausen

Die Sickinger Höhe war von 200 Mio Jahren ein Flachmeerboden des Trias-Muschelkalkmeeres. Muschelversteinerungen findet man heute noch in der südlichen Gemarkung.

In der mittleren Steinzeit (10.000 bis 4.000 v. Chr.) hauste eine Menschensippe von Jägern und Sammlern südlich von der Schmitshauser Höhe. Pfeil- und Speerspitzen, Schaber, Klingen aus Flint oder Feuerstein wurden hier gefunden. Wald überzog die gesamte Sickinger Höhe.

Aus der Eisenzeit (etwa 1.000 v. Chr.) berichten die Grabhügel, die längst flachgepflügt, zerstört und ausgeraubt sind.

Damals lebten Mediomatriker, ein keltischer Volksstamm zwischen Metz und Mainz. Durch die Eroberung Galliens durch Cäsar im 1. Jahrhundert nach Christus geriet auch die Sickinger Höhe unter römische Herrschaft. Etwa zwei Kilometer südlich der Ortslage befinden sich Reste einer gallorömischen „Villa rustika“. Eine Römerstraße verlief über die Schmitshauser Höhe nach Schwarzenbach bei Homburg.

Nach der Vertreibung der Römer im 3. bis 5. Jahrhundert nach Chr. durch die Alemannen geriet die Sickinger Höhe in fränkischen Besitz. Um 800 kultivierten Mönche des Abtes Pirminius vom Kloster Hornbach dieses Gebiet. Im Vertrag von Verdun 843 wird die Wallhalbe Grenzbach zwischen dem Reich Lothars des I. (Lothringen), östlich vom westfränkischen Reich Karls des Kahlen und westlich vom Ostfrankenreich Ludwig des Deutschen.

Erst im 16. Jahrhundert hören wir von den Schmitshauser Höhenbauern und ihrer schweren Arbeit. Der Gewannenname „Ze dem Schmidehusen“ unterstreicht, dass das erste massive Haus aus Sandsteinen das des Schmiedes war.

Zur Zeit der sickingischen Herrschaft gehörte das Dorf zum Oberamt Zweibrücken, zur Herrschaft der Zweibrücker Grafen und Herzöge. Im 30-jährigen Krieg, etwa 1635, wird das kleine wehrlose Dorf von den Kaiserlichen unter Generalfeldmarschall Dallas ausgeraubt, verwüstet und von den Einwohnern verlassen. Das Dorf zerfällt.

1663 erhielten die französischen Obristen Fort und Besson von der Zweibrücker Herrschaft das Dorf Schmitshausen in Leibeigenschaft und Frondienstbarkeit. 1667 ziehen Welsche, französische Pikarden, zu und bauen Flachs und Tabak an. 1670 bis 1675 erhielt der Schwiegersohn Bessons, de Ville, ein französischer Offizier, das Dörfchen, kann es aber nicht lange halten. So werden die wenigen Einwohner frei.

In den Reunionskriegen des Königs Ludwig XIV. von Frankreich ziehen Truppen unter Marschall Turenne plündernd über die Sickinger Höhe. 1685 leben sechs Familien mit 30 Personen in Schmitshausen. Das Land wird unter sie aufgeteilt. Sie sollen es von Gestrüpp säubern und zehn Jahre abgabenfrei sein. Es stehen nur drei feste Häuser und Hütten.

Um 1700 sind es 35 Einwohner. An Abgaben müssen Schaffgeld, Frongeld oder Zinsen, Besthaupt und Fastnachtshühner nach Zweibrücken geleistet werden. 1727 beziehen das Kloster Wörschweiler und die Herren von Flörsheim sowie der Pfarrer von Rieschweiler je ein Drittel vom Flurzehnten. Ihr Korn bringen die Schmitshauser zur herrschaftlich-zweibrückischen Kneispermühle über den Brotpfad. 1731 werden 50, 1747 60 Einwohner gezählt.

Seit 1731 unterrichtet in der Stube des Kirchenältesten der reformierte Schuldiener Glaser aus Winterbach zusammen 15 reformierte und katholische Schüler. 1772 reicht die Bebauung bis zur heutigen Zweibrücker Straße. 1785 erfasst die landwirtschaftliche Zählung 32 Pferde, 12 Ochsen, 70 Melkkühe und Schmalvieh sowie 230 Schweine.

1793 wird ein altes Wohnhaus katholische Schule für 30 Schüler mit einem ständigen Schulmeister. Die Wirren der Französischen Revolution bringen den Schmitshausern 1794 französische Einquartierung. Diese Zeit zwingt das Dorf im Departement Mont Tonnerre (Donnersberg) wie die ganze Pfalz unter französische Verwaltung (1802), was in kommunaler und rechtlicher Hinsicht Fortschritte bringt.

Auf dem Rückzug von der verlorenen Völkerschlacht von Leipzig ziehen versprengte französische Truppenteile 1814 auch über Schmitshausen. Sie bringen Typhus mit. In der Pfarrei Maßweiler sterben 65 junge Männer, davon 35 aus Reifenberg und Schmitshausen. Bis 1803 war der Friedhof Maßweiler Begräbnisstätte auch für die Schmitshauser. 1814 rasten auch russische Soldaten auf der Verfolgung französischer Truppen in Schmitshausen. Vor Durst sollen einige Wasser aus Pfützen getrunken haben.

Als Auswirkungen der Ideen der französischen Revolution entwickelt sich das Streben nach mehr Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Demokratie. 1818 werden die Schmitshauser nach dem Wiener Kongress Bayern unterstellt. 1832 bleiben sie königstreu. In der Mitte des 19. Jahrhundert geht es den Bauern schlecht; einige denken ans Auswandern.

Am 12. Juli 1843 – Schmitshausen hat 370 Einwohner, 255 Katholiken, 114 Protestanten und vier Israeliten – trägt sich der Gemeinderat mit dem Gedanken, „wegen der Brotteuerung respektive wegen dem Brotmangel“ einen Gemeindebackofen zu bauen und für die Armen Brot backen zu lassen. Auch der Wassermangel ist trotz vorhandener privater Ziehbrunnen im Sommer oft groß. Durch den Spezialisten Abbé Richard, oder den Bezirksschaffner Rossi soll festgestellt werden, ob nicht Trinkwasser von der Wasserscheide zwischen Oberhausen und Schmitshausen durch einen Tunnel ins Dorf geleitet werden könnte.

Das unruhige Jahr 1848/49 lässt die Sickinger Höhe in Ruhe. Die Menschen sind für die Frankfurter Reichsverfassung und die Grundrechte. Da ziehen 6.000 Mann preußische Truppen von Landstuhl her über die Höhe, um gegen Freischärler in Pirmasens vorzurücken und Aufstände zu verhindern. Weil sich die Soldaten jedoch manierlich verhalten, haben die Schmitshauser Pferde, Getüch und Weißzeug umsonst im Wald versteckt. Die allgemeine Notlage wird deutlich, wenn wir erfahren, dass es zum Streit darüber kam, wer wieviel Laubstreu aus dem Wald für die Viehställe holen dürfe: „Wer bis zu zwei Stück Vieh besitzt, dem sollen 2 Trag gestattet werden, drei bis fünf Stück Vieh 3 Trag und schließlich in der dritten Klasse mit mehr als fünf Stück Vieh 4 Tragen.“ – so beschlossen durch die Gemeinderäte Scheerer, Wilhelm, Zimmer, Buchheit, Lenhart, Scheerer (Adjunkt) und Bürgermeister Ritter am 04.12.1857.

Kein Wunder, dass aus kinderreichen Familien damals junge Leute in die USA ausgewandert sind, aber auch ganze Familien, wie 1859 Familie Schaak mit sieben Kindern, 1852 bis 1857 die Familien Gabriel, Lenhart, Kiefer, Leyes, Peifer, Zimmer, Eller, Bauer, Müller mit insgesmamt 40 Personen; 1882/91 folgten weitere 20 Personen, 1922/29 14 Personen; unter ihnen ist 1926 Luitpold Klein. Er kehrte 1932 zurück und lebte hier als Landwirt.

Im Jahr 1866 – die Einwohnerzahl umfaßt 350 Menschen in 88 Familien – wird das katholische Schulhaus in der Pirmasenser Straße erbaut. Einen weiteren großen Fortschritt bedeuten die Verlegung einer Wasserleitung 1896/97 von der Kneispermühle aus ins Dorf und das erste elektrische Licht trotz großer finanzieller Nöte durch die Inflation zu Weihnachten 1923. Die 392 Einwohner im Jahr 1910 sind in erster Linie Bauern, Viehzüchter, Wagner, Dreher, Schuhmacher, Schmiede, Schreiner, Arbeiter, Imker, Knechte und Mägde. 1913 beginnt die organisierte Fleckviehzucht, welche Schmitshausen auf vielen Wettbewerben und Schauen 30 Jahre lang bekanntmacht, ebenso wie die Pferdezucht. Bis 1923 führen Jakob Brentzel und Sohn Adam die 1852 erworbene Schmiede von Adam Kiefer. Adolf Utzinger erlernte in Knopp das Schmiedehandwerk und baute 1898 eine Schmiedewerkstatt, die Sohn Willi bis 1952 betrieb. Das Gebäude ist heute noch in der Sonnenbergstraße Nr. 36 vorhanden.

Während die Teilnehmer am deutsch-französischen Krieg 1870/71 alle unversehrt zurückkehrten, fallen im 1. Weltkrieg 14 Männer, zwei bleiben vermisst, 54 kehren zurück. 1924 hat das Dorf 384 Einwohner, die katholische Schule mit 43 Schülern leitet Lehrer Baron, die protestantische mit 10 Schülern Lehrer Braun.

Die schwierigen Zeiten der Geldentwertung und der Arbeitslosigkeit wirken sich auch auf der Sickinger Höhe aus. Auch hier entwickelt sich schließlich der Nationalsozialismus. Der 2. Weltkrieg fordert 24 Gefallene und 12 Vermisste; 48 Kriegsteilnehmer kehren wieder heim. Am 21. März 1945 rollen amerikanische Panzer von Zweibrücken über die Battweiler Höhe in Schmitshausen ein.

Am 31. Mai 1945 wird Georg Buchheit, Landwirt und Brennereibesitzer, von Landrat Fuhrmann als Bürgermeister in Schmitshausen eingesetzt und bleibt dies über viele Wahlperioden hindurch bis 1969. 1955/56 wird das katholische Schulhaus aufgestockt: Ein zweiter Schulsaal und eine Lehrerdienstwohnung mit Nebenräumen werden gebaut. 1960 hat Schmitshausen 450 Einwohner, 450 ha Gemarkung und 38 Schüler in der Volksschule.

1960/61 beginnt Lehrer Hans-Erich Henkes mit Schulkindern und Jugendlichen mit der Dorfverschönerung vom Schulhaus aus. Im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ unterstützt die Gemeinde großzügig die Ideen und die praktische Arbeit. Die Umgestaltung des Friedhofs, Erschließung der Gemeindewaldes als Erholungsgebiet und die Aktion „Rosendorf des Vereins deutscher Rosenfreunde“ (1966) führen 1967 zur Goldmedaille im Landeswettbewerb der Sonderklasse und zur Bundessiegergemeinde mit einem Extrapreis der Deutschen Gartenbaugesellschaft für einen beispielhaften Landfriedhof.

Karl Höchst und der Saarländische Rundfunk sind zu Gast mit Reportagen und Veranstaltungen. Sie entwickeln eine hilfreiche Partnerschaft mit der kleinen Sickingerhöhgemeinde, in der seit 1969 Alois Staab ein außerordentlich rühriger Ortsbürgermeister ist. Schließlich wird am 24. Oktober 1971 der Saarländische Rundfunk Pate einer vierfachen europäischen Gemeindepartnerschaft, die zwischen Schmitshausen, Limana/Italien, Longuyon/Frankreich und Walferdange/Luxemburg beim Saarländischen Rundfunk bei einer Direktsendung feierlich geschlossen wird.

Vielfältige Besuche, Begegnungen, Austauschmaßnahmen und Freizeiten von Gemeinden, Vereinen, Gruppen und Familien finden 1981 beim „5. Rosenfest im Rosendorf“ durch die Verleihung der Ehrenfahne des Europarates Straßburg offizielle Würdigung. Als Präsident des örtlichen und internationalen Partnerschaftskomitees erwerben sich Lehrer Hans-Erich Henkes und Ortsbürgermeister Alois Staab große Verdienste und öffentliche Auszeichnungen.

Als anerkannte Dorferneuerungsgemeinde erhält Schmitshausen 1984 die Genehmigung zu Umbau der ehemaligen Volksschule in ein Gemeinschaftshaus mit Herbergsteil, Küche und Ausschank, Mehrzwecksaal, Tagesraum und Sitzungszimmer, Sickinger Keller und Heimatmuseum. Alle Schmitshauser Vereine tragen durch Spenden zur Ausgestaltung bei. Im Oktober 1986 wird es unter Beteiligung von Franzosen, Italienern und Luxemburgern als Stätte der Begegnung und des kulturellen Austausches eingeweiht.

Schmitshausen hat durch die Zusammenarbeit vieler Menschen eine lebens- und liebenswerte Heimat geschaffen. Dies zeigt sich besonders in den rund 12.000 Rosenstöcken in öffentlichem Grün und Privatgärten, am Oskar-Scheerer-Rosenplatz mit der Rosensteinanlage, durch einen Waldlehrpfad mit 25 Stationen und Wanderwegen, durch das Rosengärtchen beim Landfriedhof und den Jugendzeltplatz mit internationalem Haus der Jugend.

Nicht alles ist gelungen. Wir haben kein Lebensmittelgeschäft und keine Post mehr im Dorf, nur noch zwei Haupterwerbslandwirte, wenige Arbeitsplätze und geringe Gemeindefinanzen. Deshalb sind Lücken zu schließen, Rückstände aufzuholen, Partnerschaften zu pflegen und Fremdenverkehr zu entwickeln.

Hoffen wir, dass die Schmitshauser, die ihr altes Bauerndorf zur Europagemeinde ausgebaut haben, auch in Zukunft Lösungen für die Probleme im ländlichen Raum finden!

von Hans-Erich Henkes in „Heimatbuch der Verbandsgemeinde Wallhalben“

auszugsweise zusammengestellt von Ottmar Müller 2005